Apeldoorn - Midwinter Marathon

Apeldoorn 2006

04.02.2006 Apeldoorn (NL) – Midwinter- Marathon
Mein Ziel 12 Marathons in 12 Monaten steht nach wie vor fest, daher folgt nach dem Lauf in Pulheim nun mein nächster Start. Nachdem ich im Januar in Pulheim schon mit Minus 4 Grad und kaltem Wind kämpfen musste erwarte ich beim Midwinter- Marathon im niederländischen Apeldoorn auch nicht viel andere Bedingungen. Nun, zumeist gilt der Satz: „Nomen est Omen“, also Midwinter bedeutet sicher eisige Kälte und da die Niederlande eher flach und Nahe der Küste sind muss der Wind sicher auch kalt sein. Die Startzeit ist ungewöhnlich spät für einen Marathon. Mit 12:00Uhr zeugt auch das von dem Gedanken, später laufen heißt weniger Frost.
Am Samstag, dem Tag vor dem Rennen bestätigt das Wetter hier in Euskirchen meine Vorahnung. Minus 6 Grad lassen den Nebel gefrieren und alle Bäume und Sträucher haben eine weiße Ummantelung. Also packe ich meine Lauftasche mit warmen Sachen für den Lauf und vor allem für hinterher.
Am Lauftag Samstag den 04.02.06 ist daher mein erster Blick nach dem Aufstehen aufs Thermometer. 1Grad, na ja das könnte schlimmer sein. Die späte Startzeit lässt eine ruhige Anreise zu und um kurz vor 8 machen meine Frau Ellen und ich uns auf den Weg. Nebel erschwert die Fahrt und trotz Routenplaner schaffe ich es mich in Venlo zu verfahren. Aber instinktiv erreiche ich dann doch die richtige Autobahn. Aber wie schnell darf man in den Niederlanden eigentlich fahren? Keine Ahnung, ich entscheide mich zu 120 km/h, das dürfte sicher besser sein. Alles Weitere wird schon klappen, denn selbst das Wetter zeigt sich von seiner guten Seite. Je näher ich Apeldoorn komme, desto wärmer wird es und 4 Grad plus herrschen dann vor Ort. Das scheint dann eher ein Endwinter Marathon zu werden.
Die Ausschilderung ab der Autobahnabfahrt kostet mich weitere 20km Umweg, da sie doch recht optimistisch ist. Ein paar Schilder mehr hätten sicher nicht geschadet. Kurz vor dem Ziel, der Konig- Willem III/ Frank van Bijnen Kaserne komme ich dann, auf Grund der späten Zeit noch in den Anreisestau. Alles in allem ist die Veranstaltung größer als ich dachte, es tummeln sich später über 6000 Läuferinnen und Läufer auf den Strecken über 7,2km, 18,7km, 27,4 km und den Marathon.
Um 10:30Uhr bin ich endlich aus dem Auto heraus, innerhalb weniger Minuten habe ich meine Unterlagen, Startnummer, ein T-Shirt und eine CD mit dem Midwinter Marathonlied.
Bereits in der Umkleide stelle ich fest, dass ich zu pessimistisch war, meine mitgeführte Kleidung ist fast schon zu warm, aber da ich kein Kurzarm- Shirt dabei habe muss es halt im Langarm gehen. Trikot drüber und Handschuhe an, dazu ein dünneres Had, Jacke und Mütze bleiben im Gepäck, das sollte reichen.
Der Weg zum Start und Ziel erweist sich als ziemlich lang. Fast ein Kilometer ist bergauf bis zum Sportpark Orderbos zurückzulegen, das wird sicher nach dem Zieleinlauf ein lustiger Rückweg. Ich habe eine warme Jacke übergezogen, die ich meiner Frau am Start in die Hand drücke. Schnell noch ein paar Fotos und schon geht es los.
PoweRunner
Auf geht's
Start
Der Startschuss fällt und das Rennen beginnt
Start
Die Horde kommt
Start
Zunächst geht es bergab
Die ersten Meter gehen bergab, also nicht zu schnell werden, es ist noch weit, zumal mit uns die Läufer über die Asselronde (27,4km) mit starten. Meine Fotostops helfen mir etwas verhaltener zu laufen. Die Strecke erweist sich aber als schwieriger zu laufen, als ich vermutet hatte. Niederlande gleich flach, das stimmt hier nicht. Es gibt ein ständiges auf und ab, über den gesamten Verlauf, nie richtig steil, aber gerade genug um den Rhythmus kaputt zu machen. Dazu kommt ein relativ rauer Asphalt, der zudem ziemlich uneben ist. Das belastet die Fußgelenke und die Knie, die eh meine Schwachstelle sind. Die Strecke ist auf den ersten 12km recht abwechslungsreich, mal durch den Wald führend, mal durch eine Landschaft, ähnlich der Lüneburger Heide, da kommt keine Langeweile auf. Dann ab km 13 windet sich der Lindwurm der Läufer dann parallel zur Hauptstraße, wo wir leider bis km25 auch bleiben.
km1
Der erste Kilometer ist geschafft
Ortsausgang
Wir verlassen Apeldoorn bei Kilometer 2
km4
Bei km4 gibt es die erste Verpflegung
km7
Sand und Erika bei km 7
km11
Waldwege bei Kilometer 11
km14
Der Lindwurm entlang der Hauptstraße bei km 14
Die Verpflegungsstände sind gut organisiert und alle 5km steht sogar eine Uhr mit der laufenden Rennzeit am Streckenrand, perfekte Organisation. Ich nehme, wie immer nur „Water“ und meine Gels, mehr brauche ich nicht. Die Halbmarathonmarke erreiche ich bei 1:34h etwas früher als geplant, aber ab km 19 geht es stetig leicht bergab. Rechts sind bereits Schilder der zweiten Runde ab km 35 zu sehen. Das tröstet, ich weis also jetzt schon, dass die letzten 7km mit Gefälle sind. Der raue Asphalt zeigt bereits Wirkung, unter meinem linken Fuß bemerke ich eine leichte Druckstelle, das gibt sicher eine Blase. Ich weiche daher auf den rechten Fahrbahnrand aus, dort neben dem weißen Strich ist der Asphalt etwas glatter.
Zoo
Lass uns mal die Affen sehen!
Rechts sehe ich das Schild km40 als wir abbiegen um durch eine Art von Zoo zu laufen.

Also schon mal orientieren für die Schlussrunde.
Ich nähere mich dem Ziel und die Uhr zeigt beim vorbeilaufen 2:04:28h.
Mann das wäre eine Zielzeit, wenn ich die erreichen könnte.
Das würde die Presse sicher interessieren - - - - aufwachen Stefan, es geht weiter.

Und da steht auch schon Ellen am Streckenrand, toll ich kann mich immer auf sie verlassen. Ich reiche ihr meine Kamera, gebe ihr noch kurz einen Kuss und mache mich auf zur zweiten Runde, die nur noch knapp 15km lang ist.
Streckentrennung
Links ist das Ziel, aber ich habe noch eine Runde
Das Ziel lockt
Die Zeit hätte ich gerne mal am Ende des Marathons
Die Läufer benötigen hier nach der ersten welligen Runde von knapp 27km auch auf der kürzeren zweiten Runde noch reichlich Kraft, denn die zweite Runde ist zwar kürzer, aber dafür noch welliger. Sie ist nicht identisch mit der Strecke der ersten Runde!
Ständiges auf und ab zermürbt viele Läufer. Aber ich will meinem Namen Ehre machen. An meiner Rücken flackert unsere Werbung PowerRun und so sollte ich dann auch laufen, mit Power. Nachdem ich meine Kamera bei Zielvorbeilauf an Ellen übergeben habe kann ich nun auf der zweiten Runde befreit auflaufen. Jetzt sind nur noch Marathonläufer vor mir unterwegs, viele davon habe ich schon öfter gesehen, bei jedem Fotostop liefen sie an mir vorbei, aber jetzt nicht mehr. Läufer um Läufer bleibt hinter mit zurück und kaum habe ich einen überholt, da sehe ich vor mir schon den nächsten. Km30 wird bei 2:15:01h erreicht, km 35 bei 2:37:49h, jetzt heißt es Druck machen. Das ständige auf und ab hat Zeit gekostet und eine Endzeit von 3:09h bis 3:12h habe ich schon gelaufen. Ich mache bei dem leichten Gefälle den Schritt noch mal lang, die Kilometer fliegen vorbei und erneut geht es durch das Zoogelände. Jetzt kommt es mir nicht mehr so flach vor. Aber Augen zu und durch nur noch 2 Kilometer. Dann eine schöne Geste, die ich bereits bei Runde eins bewundert habe, wie bei der Tour de France hängt auch hier ein Rotes Dreieck am letzten Kilometer herab, die „Flamme Rouge“. Dann die letzen 800 Meter, es geht leicht berauf, ich muss noch einmal beißen, jetzt die Zeit nicht mehr verschenken. Es wird hart, aber nach zwei im Durchschnitt gleichmäßigen Rennhälften erreiche ich das Ziel nach 3:08:48h.
Medaille
Eine Medaille als Belohnung
Persönliches Ziel erreicht, aber eigentlich wollte ich doch wieder nur in ca. 3:30 im Ziel sein. Immer dieser innere Schweinehund, der mich schneller laufen lässt, aber was soll's das Jahr ist noch lang und bei den Ultras werde ich den Lauf wieder mehr genießen, obwohl das habe ich doch jetzt auch. Ach ja, fast nebensächlich, die Platzierung ist sicher auch im ersten Drittel des Feldes.

Zur Belohnung gibt es eine Flasche isotonisches Getränk und eine Medaille, leider keine wärmende Folie, oder Decke. Wer hier also am Start nichts abgegeben hat kann im Ziel schnell frieren.

Ich habe das Problem nicht, denn Ellen hat meine beiden Jacken gut verwahrt und schnell kann ich mir diese wärmenden Schichten überziehen.

Kurz noch ein Foto und schon machen wir uns auf den Weg zurück zur Umkleide und Dusche.

Der Fußmarsch, schon lang genug auf dem Hinweg erscheint mir jetzt noch viel länger, da es auf dem Rückweg stetig bergab geht, bis hin zur Kaserne. Das ist härter als der Lauf.

Aber dann endlich ab in die warme Turnhalle zur Umkleide. Ich genieße die anschließende Dusche, warm und mit separater Kabine, Luxus pur.
Auch eine Massage lasse ich mir angedeihen. Die Wartezeit ist recht lang, die Masseure lassen sich Zeit. Aber als ich dann an der Reihe bin muss ich sagen, es lohnt sich. Ich erhalte die bisher beste Massage, nach einem Lauf. Das Team um Bert Riesebos, Sportmasseur aus Apeldoorn, ist echt Klasse. Erst eine leichte Vormassage, dann mit Öl, anschließend abreiben mit dem Handtuch und erneute Druckmassage, dann ein ausschütteln der Muskulatur. Ich fühle mich, als wäre ich gar nicht gelaufen. Total relaxed genieße ich die fast 20 Minuten Massage um dann voll mit guten Erinnerungen den Weg in Richtung Heimat anzutreten. Massage
Hier lassen sich die Masseure nicht hetzen,
jeder Läufer ist hier gut aufgehoben.
Am Sonntag, wieder zu Hause,der erste Blick ins Internet, um für die Berichterstattung nach den Ergebnissen zu sehen. Ich bin überrascht: In meiner Altersklasse M40 erreichte ich Platz 7, weit besser, als ich dachte und im Gesamtfeld Platz 34 von 436 Läufern. Und ich dachte ich wäre so um Platz 100 bis 200 gewesen. Da kann man sich doch täuschen.
Sieger bei den Männern wurde der aus Polen stammende Lukas Panfil, der 2:28:14h benötigte, vor seinem Landsmann Jaroslaw Janicki (2:29:07h) und dem besten Niederländer Jan van Ommen, der Platz drei in 2:35:16h belegte.
Bei den Frauen starteten nur 14 Läuferinnen auf der schwierigen Strecke. Der Sieg ging in 2:49:28h an die Tschechin Petra Kaminkova, vor der Polin Agnieszka Golak (2:50:06h), Platz drei ging in 3:37:25h an Floor Vodde, ebenso wie bei den Männern also an eine Niederländerin
Aber auch aus dem Kreisgebiet war ein weiterer Läufer am Start. Axel Münzer aus Bad Münstereifel war mit 4:03:33h erfolgreich im Ziel. Ihn werde ich sicher noch öfter im Jahr treffen, denn auch er will jeden Monat einen Marathon laufen.
Der Rückweg fängt an, wie der Hinweg, mit Verfahren. Der Weg zur Autobahn ist echt schlecht ausgeschildert und so besichtigen wir größere Teile von Apeldoorn. Aber einmal auf der Autobahn klappt alles, wie am Schnürchen. Ich habe vergessen zu fragen, wie schnell man in den Niederlanden fahren darf und so fahren wir erneut mit 120km/h bis zur Grenze. Ab da geht es schneller voran, dafür regnet es wieder. Unser Trip endet gegen 19:30Uhr in Euskirchen und zufrieden mache ich mich über Pizza und Pasta her.

Mein nächster Marathon wird mit meinen Vereinskameraden des LC Euskirchen der Marathon von Steinfurt sein. Dort starte ich bei den Westdeutschen Meisterschaften. Näheres, gibt es auf dieser Seite im Internet.

In diesem Sinne: Keep on Running.

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